In einem Wirtshaus in Württemberg: Zwei Gauner tauschen sich über einen möglichen Einbruch in „e‘ grandiger Socht“ aus – gemeint ist: ein großes Geschäft. Sie sind sich sicher: „der ist dof zmalochet“ – das heißt: Es zahlt sich aus, das Geschäft auszurauben. Sie unterhalten sich in Rotwelsch, der geheimen „Gaunersprache“. Trotzdem befürchten sie belauscht zu werden. Sie haben einen Kaufmann an einem Nachbartisch unter Verdacht, weil er sie so groß ansieht – weil er „uns so grandig anlenzt“. Hastig zahlen die beiden und verlassen das Wirtshaus.
In unterschiedlichen Varianten kommt Rotwelsch bis heute im gesamten deutschen Sprachraum vor. Räuber planen so den nächsten Diebstahl: ihren „Genew“. Bettler tauschen sich darüber aus, wo sie etwas „schnurren“ können. Und Fahrende erzählen sich, wo es etwas zu „zotteln“ gibt – zu trinken. Viele Begriffe stammen aus dem Jiddischen, dem Romani oder dem Jenischen. Auch französische und italienische Worte sind Teil der Geheimsprache. Zur Rotwelsch-Kultur gehört es, auf schwierige Situationen mit Witz zu reagieren. Wenn jemand in Handschellen gelegt wird, so erhält er einen „Schmuck“ oder „Achter“.