: Entlang einer Straße stehen alte Steyrtraktoren aufgereiht. Die vorderen sind grün. Hinten sieht man einige rote und einen blauen. Äste vom Waldrand dahinter hängen teilweise über die Traktoren. © Traktormuseum Stainz

Viele Traktoren, wenige Bauern:

die Mechani­sierung der Land­wirt­schaft

Ab den 1950er-Jahren verwenden die bäuerlichen Betriebe immer mehr Maschinen. Sie produzieren auch immer mehr. Die Experten sagen: Wer nicht wächst, muss aufgeben. 

29. September 1947 in Steinbach an der Steyr: Ein aufregender Tag für den Bauern Leopold Haider. Heute bekommt er seinen ersten Traktor, einen Steyr 180. Es ist der erste Traktor überhaupt, der von der Firma Steyr ausgeliefert wird. In Leopold Haiders Betrieb ändert sich damit alles. Er kann die landwirtschaftlichen Arbeiten jetzt leichter und schneller erledigen, außerdem wird er nun günstiger und mehr produzieren. Eine neue Ära beginnt. 

Wachsen oder aufhören

 So wie Leopold Haider schaffen viele Bauern Maschinen an. Die Pferde und Ochsen verschwinden von den Feldern. Die Betriebe brauchen weniger Arbeitskräfte und können trotzdem mehr Felder bewirtschaften. Sie haben die Chance größer zu werden – aber sie müssen auch. Denn die Preise für Nahrungsmittel sinken.

Die Bauernfamilien steigen in ein Hamsterrad ein: Um genügend Einnahmen zu erzielen, müssen sie mehr und mehr erzeugen

Für viele sind die Maschinen aber zu teuer. Kleine Bauern kämpfen besonders damit, dass sie die Nahrungsmittel billiger verkaufen müssen. Der Druck auf sie steigt in dem Maß, in dem die anderen Betriebe größer werden.

In ganz Österreich geht die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe drastisch zurück. Nebenerwerbsbauern – Leute, die auch andere Jobs haben – sind besonders stark betroffen. Sie können mit ihren Feldern keinen Gewinn mehr erwirtschaften.  Für viele Handwerker und Kleinhäusler ist es nun günstiger Lebensmittel zu kaufen, als sie selbst zu produzieren. In manchen Regionen steigt in den Jahrzehnten der Mechanisierung bis zur Hälfte der Nebenerwerbsbauern aus. Die Experten sind sich sicher: Das muss so sein. Entweder groß werden oder ganz aufhören. Dem kann sich jahrzehntelang kaum wer entziehen.

Pferde werden in der Landwirtschaft vom Traktor ersetzt. © Museum Horn, Mistladen mit Pferdewagen in Mold, nachgestellt, um 1970

Wachsen, aber immerhin mehr als nur ein Weg

Anfang der 1970er-Jahre krempelt das Jungbauernpaar Huber in der Gemeinde Mank den ganzen Betrieb um: Sie haben einen Bergbauernhof, sind technikbegeistert und kaufen den ersten Traktor. Sie vergrößern die Milchkuhherde und pachten zusätzliches Ackerland. Mehr Maschinen folgen: eine Melkanlage, ein Stallmiststreuer und ein Ladewagen.

Die Hubers nehmen dafür einen Kredit auf. Doch der Betrieb alleine bringt nicht genug Geld für all die Maschinen. Der Bauer Huber weiß sich zu helfen: Gegen Bezahlung erledigt er mit seinem Traktor Arbeiten für andere. Das geht so gut, dass die Familie einige Jahre später den Betrieb nochmals vergrößert. Sie macht weiter. 

Maschinen ersetzen in der Nachkriegszeit zusehends Menschen bei der Arbeit am Feld. © ÖNB Bildarchiv
Zeitstrahl 1947 © wasbishergeschah.at