Savannenlandschaft mit hoher Wiese. Vereinzelt sind Bäume und Sträucher zu sehen, auch eine Giraffe. Im Hintergrund ragt der Kegel des Kilimandscharo in die Höhe. Der Gipfel ist weiß von Schnee.  © Pixaby

Mit Die­nern und Ba­de­wan­ne: 

Die Erst­be­stei­gung des Ki­li­man­dscha­ro

Der Geograph und Forscher Hans Meyer ist als Erstbesteiger des Kilimandscharo in die Geschichte eingegangen. Er wird vom deutschen Nationalismus getragen, sein Zeug hingegen von einheimischen Dienern. Auf dem Gipfel sind sie nicht dabei; der gehört dem deutschen Stolz allein.

Abends am Fuß des Kilimandscharo im Jahr 1889. Der Forschungsleiter Hans Meyer hat gerade in einer Reisebadewanne aus Gummi gebadet. Erfrischt setzt er sich an den mit weißem Leinen gedeckten Tisch und isst noch eine Kleinigkeit. Er befindet sich zwar auf einer Expedition, aber dem Forscher ist es wichtig, dass er als „kultivierter Europäer“ reist. Dass das klappt, dafür sorgen einheimische Diener und Träger.

Bis zu 130 Bedienstete

Es ist bereits der dritte Versuch, den Hans Meyer unternimmt, um den Kilimandscharo zu erklimmen. Der Sohn einer wohlhabenden Verlegerfamilie ist leidenschaftlicher Geograf und Forscher. Er hat schon einige Expeditionen hinter sich. Wie groß seine Strapazen dabei sind, ist unklar, denn er reist mit bis zu 130 Bediensteten.

Der Forscher und Geograph Hans Meyer ist als Erstbesteiger des Kilimandscharo in die Geschichte eingegangen. © Wikimedia, German geologist Hans Meyer, Höffert, W., 1888

Auf die Spitze des Kilimandscharo bringt Meyer aber nicht nur sein Forschungsdrang, sondern auch der deutsche Kolonialismus. Der Kilimandscharo liegt im Gebiet des heutigen Tansania. Das Deutsche Reich hat die Region erst vor kurzem erobert. Der höchste Berg Afrikas befindet sich also in einer deutschen Kolonie und soll nun auch von einem Deutschen als erstes bestiegen werden. Das ist ganz im Sinn der damaligen Großmachtfantasien.

In seinem Reisebericht inszeniert Meyer die Erstbesteigung als ein Heldenepos.

Er spielt darin die Rolle des Helden. Auf den Gipfel begleitet ihn der Tiroler Alpinist Ludwig Purtscheller. Auch er ist nur Nebendarsteller: „Ich pflanzte auf dem verwitterten Lavagipfel mit dreimaligem, von Herrn Purtscheller kräftig sekundierten ‚Hurra‘ eine kleine im Rucksack mitgetragene deutsche Fahne auf und rief frohlockend: Mit dem Recht des ersten Ersteigers taufe ich diese bisher unbekannte, namenlose Spitze des Kibo, den höchsten Punkt afrikanischer und deutscher Erde: Kaiser-Wilhelm-Spitze.“ Die beiden weißen Europäer werden als Erstbesteiger des Kilimandscharo in die Geschichte eingehen. Ihre einheimischen Begleiter nicht. Die hat Meyer vor dem Gipfelanstieg zurück ins Lager geschickt.

Ein deutscher Berg in Afrika

Zurück in Deutschland wird Meyer als Held empfangen. In seinem Reisebericht hält er ein Treffen mit dem Kaiser fest. Er übergibt an Wilhelm II. einen Stein, den er vom Gipfel mitgenommen hat. Er findet das nur passend: „Die höchste deutsche Bergesspitze ruht nun auf dem Schreibtisch dessen, der selbst an Deutschlands höchster Spitze steht.“ 
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