Gemälde von der Schlacht von Omdurman, auf dem der Zusammenstoß britischer und sudanesischer Truppen abgebildet ist. © Wikimedia

Wiener Experte

für Aufstands­bekämpfung: Rudolf Slatin

In den 1880ern erhebt sich die sudanesische Bevölkerung gegen die britischen Kolonialherren. Slatin soll den Aufstand niederschlagen, gerät aber in die Hände der Rebellen.

Khartum, 1884. Der Wiener Rudolf Slatin wird auf einen Esel geladen und in ein Gefängnis gebracht. Den Tag muss er an einen Baumstrunk gekettet verbringen, nachts schläft er am Boden seiner Zelle. Als Polster dient ihm ein Stein. Bewegen kann er sich kaum: Die schweren eisernen Fußfesseln sind mit einer Querstange verbunden.

Wie ist er dort hingeraten? Österreich besitzt keine Kolonien, aber Österreicher beteiligen sich an der Eroberung und Aufteilung Afrikas unter den europäischen Mächten. Slatin macht an wichtiger Stelle mit. Er löst sogar eine militärische Intervention im Sudan aus.

Wer ist Rudolf Slatin?

Er steht in britischen Diensten. Als Gouverneur der Provinz Darfur soll er den Widerstand gegen die Kolonialmacht unterdrücken. Ausbeutung, hohe Steuern und die ausufernde Korruption zermürben das Land. Dass mit Slatin ein „Ungläubiger“ über die muslimische Bevölkerung herrscht, empört die Menschen zusätzlich. Der Sudan sollte „von seinen eigenen Söhnen und nicht von Fremden regiert werden”. Es gärt im ganzen Land.

Der Wiener Rudolf Slatin bekämpft die aufständischen Mahdisten im Sudan. 1884 gerät er in Gefangenschaft. © „Feuer und Schwert im Sudan”

„Heiliger Krieg“ gegen Kolonialismus

Als die Behörden den selbsternannten „Erlöser“ Muhammad Ahmad, den „Mahdi“, verhaften wollen, beginnt der Widerstand. Die Mahdisten ziehen sich zunächst in die Berge zurück. Aus dem Hinterhalt greifen sie die Regierungstruppen an. Die Überraschungsangriffe enden mit einem Sieg nach dem anderen. Jetzt schließen sich immer mehr Menschen dem Widerstand an. In den vom „Mahdi“ kontrollierten Gebieten gilt die Teilnahme am „Heiligen Krieg“ als religiöse Pflicht. Slatin zieht mit seinen Truppen in die aufständischen Gebiete. Einmal lässt er auch den Überbringer von „aufrührerischen Rundschreiben“ festnehmen, verhören und erschießen. Aber „mit Kummer” bemerkt er, dass die Zahl seiner Soldaten täglich abnimmt. Sein Feind erhält hingegen täglich neuen Nachschub. Die Mahdisten besiegen die britischen Truppen, erobern Khartum und töten den britischen Generalgouverneur. 1885 kontrollieren sie weite Teile des Landes. Sie errichten das Mahdi-Reich, das sich über zehn Jahre halten kann.

Der selbsternannte „Mahdi“, Muhammad Ahmad, führt die Befreiungsbewegung an. © Wikipedia


Slatin löst eine militärische Intervention aus

Slatin kommt nicht davon. Aufständische nehmen ihn gefangen. „Ich musste der Sklave derer werden, die ich regiert hatte“, schreibt er in seinem Buch „Feuer und Schwert im Sudan“. Darin berichtet er auch über seine Zeit in der Gefangenschaft. Das Werk erscheint gleichzeitig in deutscher und englischer Sprache und wird ein Bestseller. Es beeinflusst auch das britische Empire: Die Briten schicken Militär in den Sudan, um die Mahdisten niederzuwerfen. Sie kennen keine Gnade und begehen ein wahres Massaker: Über 25.000 Mahdisten sterben auf dem Schlachtfeld.

1898 begehen die Briten ein wahres Massaker: Über 25.000 Sudanesen sterben auf dem Schlachtfeld. © Wikimedia
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