Gemälde „Pizarro Seizing the Inca of Peru“ von John Everett Millais © Wikimedia

Túpac Amaru. 

Freiheits­kämpfer gegen den spa­nischen Kolo­nia­lis­mus

Vor 450 Jahren wird der peruanische Freiheitskämpfer Túpac Amaru enthauptet. Bis heute steht sein Name für den antikolonialen Befreiungskampf. 

24. September 1572 in der peruanischen Andenstadt Cusco: 15.000 Menschen drängen sich auf dem Hauptplatz. Sie sind gekommen, um ihren Herrscher auf seinem letzten Weg zu begleiten. Túpac Amaru steigt auf das Schafott. Seine letzten Worte richtet er an die versammelten Menschen: „Mutter Erde bezeuge, wie meine Feinde mein Blut vergießen.“ Dann legt er seinen Kopf auf den Block. Mit einem Schlag trennt der Scharfrichter den Kopf vom Körper und hält ihn in die Höhe.

Der letzte Inka-Herrscher ist tot. 

Eroberung und Widerstand der Inka

Vierzig Jahre zuvor bricht der Spanier Francisco Pizarro mit nur 160 Mann in Richtung Südamerika auf. Die spanische Krone erhofft sich reiche Bodenschätze. 1532 erreichen sie das Inka-Reich im heutigen Peru und erobern es schrittweise. Nur eine Region hält stand: In Vilcabamba wehrt sich die indigene Bevölkerung erfolgreich gegen die spanischen Eroberer. Von hier aus versucht deshalb der Inka-König Manco Inca sein Reich zurückzuerobern. Vergeblich. Er wird von Spaniern ermordet. Nach seinem Tod verhandeln seine Söhne mit der spanischen Kolonialmacht. Gleichzeitig führen sie den Widerstand an. Einer der Söhne ist der junge Túpac Amaru, die „leuchtende Schlange“. Er wird zum König der wenigen Inka-Gruppen, die noch in der Region leben.

Der letzte Inka-König Túpac Amaru © Wikimedia

„Feuer und Blut“ über Vilcabamba

Die Spanier entsenden Diplomaten, Priester und zeitweise auch Militärexpeditionen nach Vilcabamba, um die Region zu unterwerfen. Das gelingt nicht. Von Vilcabamba geht eigentlich keine Gefahr für die spanische Herrschaft über Peru aus. Spaniens Vizekönig Francisco de Toledo erklärt 1572 trotzdem den Krieg: Er will „Feuer und Blut“ über Vilcabamba bringen. 

Spaniens Vizekönig Francisco de Toledo will „Feuer und Blut“ über die widerständige Region Vilcabamba bringen. © Wikimedia
Die Eroberung der letzten Inka-Festung beginnt.

Der Vizekönig lässt Túpac Amaru verhaften. Gefesselt und von hunderten Soldaten eskortiert, bringen sie ihn nach Cusco.

Der abgeschlagene Kopf wird am Platz ausgestellt. Nachts pilgern viele Menschen zu den Überresten ihres Königs, um den Inka zu betrauern und zu verehren. Deshalb ordnet der Vizekönig an, den Kopf zusammen mit dem Leichnam zu beerdigen. Außerdem lässt er die Söhne des Getöteten und einige andere männliche Verwandte vorsichtshalber nach Mexiko, Mittelamerika oder Spanien bringen, damit kein legitimer Nachfolger im Land bleibt.

Der letzte Inka-König wird 1572 in der peruanischen Andenstadt Cusco enthauptet. © Wikimedia

Túpac Amaru: Name für den Freiheitskampf

Mit der Hinrichtung endet der organisierte Widerstand gegen die spanische Herrschaft. Der Name aber lebt weiter: 1780 nimmt José Gabriel Condorcanqui den Namen Túpac Amaru II. an. Er organisiert den ersten großen Aufstand gegen die Unterdrückung durch die Kolonialherren. Auch er wird in Cusco hingerichtet.

Später verewigen lateinamerikanische Dichter, Schriftsteller und Musiker den Namen Túpac Amaru in ihren Werken. Auch Untergrundbewegungen in Uruguay und Peru beziehen sich auf den Freiheitskämpfer. Túpac Amaru II. ist außerdem Namensgeber für den US-amerikanischen Rapper Tupac Amaru Shakur, auch bekannt als 2Pac.

Zeitstrahl 1572 © wasbishergeschah.at