Familie Heidtke wandert in der TV-Serie „Goodbye Deutschland“ nach Südafrika aus. Ihre Motivation: Die Heidtkes wollen sich dort eine neue Existenz aufbauen. Eine „Pure Nature Lodge“ für Reisende soll das benötigte Geld bringen. In Südafrika trifft der Traum auf die Realität. Die Pandemie und eine Heuschreckenplage haben die beiden nicht kommen sehen.
Die Idealisierung Afrikas hat eine lange Tradition. Bis 1919 sind die Kolonien für viele Deutsche ein Sehnsuchtsort. Gerade Frauen träumen von einer Zukunft in der Ferne. Sie erhoffen sich als „Farmersfrauen“ ein Leben mit mehr Freiheiten. In den Kolonien soll es mehr Wertschätzung für ihre Arbeit geben. Vielleicht ist sogar ein eigenständiges Leben neben der Ehe möglich?
Die Auswanderungen sind ein politisches Projekt. Der „Deutschkoloniale Frauenbund“ vermittelt ab 1907 über 500 unverheiratete Dienstmädchen nach Südwestafrika. Sie sollen deutsche Siedler heiraten und dadurch die „Frauenfrage“ lösen. Heute verbinden wir mit diesem Begriff den Kampf für Gleichberechtigung. In den deutschen Kolonien bezeichnet er etwas völlig anderes: Für die weißen Siedler gibt es zu wenig weiße Frauen.
In den Kolonien sind außereheliche Verbindungen, Prostitution oder Vergewaltigungen häufig. Die Kolonialherren fürchten aber vor allem sogenannte „Mischehen“ zwischen weißen Kolonisatoren und schwarzen Frauen. Die Zeitung des „Frauenbundes“ benennt, was man sich von den Dienstmädchen erhofft: „Das einzige Heilmittel gegen das ‚Verniggern', ‚Verkaffern' oder ‚Verkanakern' liegt im Einfluß der weißen Frau.“
Klar ist für die Kolonisatoren: Menschen mit dunkler Haut sind allen ‚Weißen’ untergeordnet, daher auch ‚weißen’ Frauen. Der Traum von der freien Farmersfrau klammert also aus, dass gleichzeitig die schwarzen Frauen unterdrückt werden.
Die Hoffnungen der Auswandernden sind deshalb auch damals eine Illusion – ganz ohne Heuschreckenplage. Die Dienstmädchen geben nach der Heirat ihre Arbeit auf und werden Hausfrauen. In den Kolonien haben sie wie im Deutschen Reich kein Wahlrecht.