Die Zuhälterin Regine Riehl hält ihre „Madeln“ als Gefangene, sie werden geschlagen und eingesperrt. Polizisten lassen sich mit Gratissex und Champagner bestechen. Die Behörden tun daher lange nichts gegen die verheerenden Zustände.
9. Bezirk, Grünentorgasse 24: Das Mädchen Grete ist betrunken in den „Salon Riehl“ geschleppt worden. Dort fällt das Gittertor hinter ihr ins Schloss. Man nimmt ihr die Dokumente weg, auch ihre Kleidung muss sie abgeben. Dafür erhält sie die „Uniform der Gefangenen des Salons“: Seidenhemd, Seidenstrümpfe und Atlasschuhe.
„Weiße Sklavinnen“ im Bordell
Bei Regine Riehl arbeiten Mädchen ab 14 Jahren. Minderjährige „Kindfrauen“ sind ein besonders gutes Geschäft für die Bordellbetreiber und dieses Geschäft ist damals sogar legal.
Ins Bordell kommen die Frauen und Mädchen auf unterschiedlichen Wegen. Ein Mädchen wird von seinem Vater unter Schlägen gezwungen ins „Haus Riehl“ zu gehen. Andere werden durch galizische Mädchenhändler vermittelt, wieder andere treibt die Geldnot zur Prostitution. Manchmal erhalten die Frauen nur einen Teil ihres Lohnes, manchmal auch gar nichts. Das Geld geht dann an ihre Eltern oder direkt an Riehl.
Zum Schlafen sperrt die Bordellwirtin ihre „Madeln“ in Zellen mit vergitterten Fenstern. Wenn sich die Prostituierten „artig aufführen“, dürfen sie für ein, zwei Stunden in den kleinen Hausgarten. Auf die Straße dürfen sie nicht. Für Disziplin sorgt eine Hundepeitsche. Auch manche Freier schlagen die Frauen grün und blau. Im Bordell sind alle möglichen Prügelinstrumente wie Peitschen, Gurte und Stöcke vorhanden. Bemühungen, diese Zustände abzustellen, verlaufen jahrelang im Sand, „weil die Riehl mit der Polizei auf viel zu gutem Fuße steht“.