Eine Straße voller Männer in schwarzen Hemden mit Abzeichen darauf. Sie marschieren mit Fahnen, Knüppeln und Säbeln in der Hand. In der Mitte des Bildes ist Benito Mussolini zu sehen. Auch er trägt ein schwarzes Hemd und marschiert mit. © Wikimedia

Gewalt­exzess als politische Strategie:

der Marsch auf Rom

1922 putschen sich die Faschisten in Italien an die Macht. Sie prügeln und töten politische Gegner. Polizei und Militär lassen es zu.

29. Oktober, abends am Rand von Rom. Eine Autokolonne steht auf der Via Trionfale. Männer in schwarzen Hemden brüllen drohend aus den Autos in Richtung der Gruppe von Menschen, die sich ihnen auf der Straße entgegenstellt. Die sozialistische Arbeiterschaft aus dem Viertel will die faschistischen „Schwarzhemden“ daran hindern, in die Stadt einzufahren. Kurze Zeit später greift die Polizei ein. Sie vertreibt nicht die Schwarzhemden, sondern die ansässigen Leute. 
Liberale und vor allem sozialistische Organisationen leiden unter dem gewalttätigen Mob, den die Carabinieri oft gewähren lassen.

Die Faschisten verwüsten Parteilokale und marschieren mit Fackeln in Redaktionen. Dort stecken sie Bücher, Zeitungen und Schreibtische in Brand. Sie terrorisieren Arbeiterviertel, die auf ihrem Weg in die italienische Hauptstadt liegen. In einigen Regionen besetzen die Schwarzhemden Verwaltungsgebäude und plündern Waffenlager des Militärs.  

Faschisten: das kleinere Übel – meint der König 

Um Rom herum wimmelt es von faschistischen Trupps. Sie warten vor der Stadt auf ein Zeichen ihres „Duce” Benito Mussolini. Der „Marsch auf Rom“ soll sie an die Macht bringen. Die Strategie der Brutalität wirkt. König Viktor Emanuel lädt Mussolini zu Gesprächen über die Bildung einer Regierung ein. Der König sieht im Faschismus das kleinere Übel als im Sozialismus. Am 30. Oktober macht er Mussolini zum Premierminister. Der hat damit ein wichtiges Ziel auf dem Weg zur Diktatur erreicht. Nun ziehen auch die vor Rom wartenden Schwarzhemden in die Stadt ein. 

Faschisten am Weg nach Rom am 28. Oktober 1922. © Wikimedia

Marsch auf Rom: Gewalt ohne Ende 

In den folgenden Tagen steigern die Faschisten ihre Gewalt noch weiter. Sie verwüsten noch mehr Zeitungsredaktionen, besetzen noch mehr lokale Verwaltungen und sie attackieren noch mehr politische Gegner. Im ganzen Land sind Linke und Liberale den Gewaltexzessen der Faschisten ausgesetzt.

So dringen Schwarzhemden in das Haus des bekannten Aktivisten und Antifaschisten Argo Secondari ein und verprügeln ihn mit Knüppeln. Sie verletzen ihn so schwer am Kopf, dass er sich nie davon erholen wird. Viele politisch aktive Italiener:innen erleiden dasselbe Schicksal.

Der Aktivist und Antifaschist Argo Secondari wird beim „Marsch auf Rom“ von Faschisten schwer verletzt. © Wikimedia


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