Im Jahr 815 oder 816 in Frankreich: Bischof Agobard von Lyon stößt auf eine aufgebrachte Menge. Einige Menschen holen gerade zornig zum Wurf aus. Sie wollen drei Männer und eine Frau steinigen, die sie in Ketten gelegt haben. Sie meinen, dass die vier einem Volk angehören, das in Wolkenschiffen lebt. Dieses magische Volk klaut bei Hagel und Sturm Getreide und andere Feldfrüchte. Die Angeketteten sollen aus einem der Luftschiffe herausgefallen sein.
Im Mittelalter denken viele Menschen, dass hinter Unwettern Hexerei steht. Laut Bischof Agobard glaubt die Bevölkerung in seiner Gegend, dass es Sturmmacher gibt, die über das ganze Land verteilt leben. Priester rufen auf, die Untäter gefangen zu nehmen, um sie zu stoppen. Denn die Sturmmacher arbeiten auf Bestellung. Gegen Bezahlung zaubern sie angeblich Hagel herbei, damit das Volk der Wolkenschiffer die Ernte stehlen und in das Land „Magonia“ bringen kann.
Ganz hilflos sind die Bauern aber nicht. Denn es gibt Sturmmacher, die man als „Verteidiger” beschäftigen kann. Diesen „Verteidigern” zahlen die Bauern Schutzgeld, damit sie ihre Magie einsetzen, um Unwetter abzuwehren.
Der Bischof empört sich über den „absurden Glauben, was Donner und Hagel betrifft“. Er hat für seine Kritik gute Argumente. Wenn die Sturmmacher das Wetter kontrollieren – warum bezahlen die Bauern sie dann nicht dafür, dass sie bei Dürre Regen schicken? Agobard ist überzeugt: Menschen können kein Wetter machen.
Verena Winiwarter/Martin Knoll, Umweltgeschichte. Eine Einführung, Köln/Wien/Weimar 2007.