Im Vordergrund Schiffe auf dem Nil. Das Ufer ist von Palmen gesäumt und auf einer Anhöhe im Hintergrund steht ein Tempel.  © New York Public Library

Zähne­putzen in der Antike. 

Bitte nicht nach­machen!

Schon damals wissen die Menschen, dass saubere Zähne wichtig sind. Aus Ägypten ist ein Rezept für „Zahnpasta“ erhalten, die funktioniert. Sie hat allerdings einen Nachteil: Sie enthält auch Gift.

Ägypten vor 1700 Jahren, Onnophris mischt im Auftrag seines Vaters gerade einige Kräuter mit Salz. Der 16-Jährige ist der Sohn und Lehrling eines Händlers, der auf medizinische und kosmetische Pulver, Salben und Tinkturen spezialisiert ist. Onnophris muss ein Pulver zum Putzen der Zähne herstellen, das dann sein Vater mit Gewinn verkaufen kann. 

Geputzte Zähne sind eben nicht nur schöner anzusehen, sie sorgen auch für eine bessere Gesundheit. Im besten Fall bewahren sie vor einem schmerzhaften Eingriff. Denn bereits vor tausenden Jahren werden schadhafte oder entzündete Zähne mit Zangen gezogen – und zwar ohne moderne Betäubungsmittel.

Rezepte für Zahnpasta

Im antiken Ägypten suchen daher Ärzte und Gelehrte nach Mitteln, um die Zähne und das Zahnfleisch vor Karies und anderen Krankheiten zu bewahren. Sie mischen Rezepte und probieren Tinkturen aus. Diese Mittel reinigen, lindern Schmerzen und helfen bei Entzündungen. Verwendet werden vor allem Heilpflanzen und andere natürliche Stoffe. Die Ärzte schreiben die Ergebnisse ihrer Versuche auf und geben sie an die nachfolgenden Generationen weiter. Eines dieser Rezepte ist so fast 1700 Jahre lang erhalten geblieben. Es kann heute im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien besichtigt werden.

Das Zahnpastarezept ist 1700 Jahre alt. © ÖNB, Papyrusmuseum

Das kleine Blatt aus dem 4. Jahrhundert ist in altgriechischer Sprache beschrieben. Um ein „Pulver für weiße und unversehrte Zähne“ zu mischen, braucht man: „1 Teil Steinsalz, 2 Teile Polei-Minze, 1 Teil Schwertlilie, 20 Pfefferkörner.“ Zutaten wie Pfeffer sind damals nicht billig, aber man benötigt sie nur in kleinen Mengen. Vermutlich können es sich also viele Menschen leisten, mit einem solchen Pulver ihre Zähne zu reinigen. Sie verwenden es, indem sie mit dem Finger, einem kleinen Stofflappen, einem Stückchen Holz oder hartem Gras (Binse) die Zähne reinigen und das Zahnfleisch massieren.

Wirksam, aber giftig

So seltsam sich dieses Rezept anhören mag: Es funktioniert! Salz desinfiziert und wird auch heute noch oft für Mundspülungen eingesetzt. Pfeffer und Schwertlilien (Iris) wirken gegen Entzündungen und regen die Speichelproduktion an. Die Polei-Minze (Flohkraut) enthält duftende Öle – und soll nebenbei auch noch lästige Flöhe vertreiben.

Allerdings hat das Rezept einige Nachteile. Die scharfkantigen Salzkristalle schädigen den Zahnschmelz. Noch wichtiger ist: Die Polei-Minze und die Schwertlilie halten zwar das Gebiss sauber, in zu großer Menge erzeugen sie aber Magen- und Darmbeschwerden. In der Minze ist auch ein Gift enthalten, das zu Krämpfen und Lähmungserscheinungen führen kann. Schlecht für die Leber ist es außerdem. 

In der modernen Zahnheilkunde kommt das Rezept also aus guten Gründen nicht mehr vor.


Weiterführend:

Froschauer, H./Römer, C., Zwischen Magie und Wissenschaft. Ärzte und Heilkunst in den Papyri aus Ägypten (Nilus 13), Wien 2007, S. 102–3, Kat.-Nr. 28 (Verso)