Auf der Zeichnung ist eine nackte hochschwangere Frau zu sehen, die auf einem Bett in einer Hütte liegt. Drei Männer stehen rundherum, einer hält den Bauch, der zweite die Füße, der dritte hält ein Messer in der Hand.   © Wikimedia

Lernen von Uganda:

„Kaiser­schnitt“ im 19. Jahr­hundert

Lange bevor der „Kaiserschnitt“ in Europa sicher praktiziert wird, beherrschen Chirurgen in Uganda diese Operation. 

1879 in Uganda: Eine junge Frau liegt nackt in einer Hütte. Sie ist halb weggetreten, ihr wurde starker Bananenwein verabreicht. Ihre Beine und ihr Oberkörper sind mit Bändern an das Bett gebunden. Drei Männer stehen am Bett: Einer hält ihre Knöchel fest, ein anderer ihren Unterleib. Der Dritte reinigt seine Hände, das Messer und den Unterbauch mit Bananenwein, spricht ein Gebetsritual und stößt einen schrillen Schrei aus. Dann schneidet er den Bauch auf. Die Operation ist erfolgreich: Kind und Mutter überleben. 
Der erste erfolgreiche Kaiserschnitt in Afrika wird gewöhnlich dem irischen Chirurgen James Barry zugeschrieben. Barry dient der britischen Armee und ist Anfang des 19. Jahrhunderts in Südafrika als Arzt tätig. Er holt mit Kaiserschnitt einen Jungen in die Welt. Aus Dankbarkeit geben die Eltern ihrem Kind den Namen James. Aber es ist bei Weitem nicht der erste Kaiserschnitt in Afrika: Lange vorher praktizieren und perfektionieren Mediziner im heutigen Uganda die Operation. 
Der erste erfolgreiche Kaiserschnitt in Afrika wird gewöhnlich dem irischen Chirurgen James Barry zugeschrieben, obwohl die Operation in Uganda schon lange praktiziert wird. © Wikimedia

Mit Bananenwein und glühendem Eisen 

Ihre Methode ist erfolgreich. Sie arbeiten im Team: Ein Mann ist dafür zuständig, Blutungen mit glühendem Eisen zu veröden, ein zweiter assistiert bei der Operation, damit andere Organe nicht verletzt werden. Nach der Entbindung vernähen sie die Wunde und verwenden antiseptische Tinkturen und Salben. Das verhindert lebensbedrohliche Infektionen. 

In Europa sterben viel mehr Mütter bei der Operation: Der Eingriff darf nur in äußersten Notfällen vorgenommen werden. Die Ärzte konzentrieren sich außerdem darauf, das Kind zu retten. Dagegen zielt die Operation in Uganda darauf, dass Mutter und Kind am Leben bleiben. Das berichtet ein britischer Missionar, der bei einem Kaiserschnitt zusehen darf. Besonders beeindruckt ihn, dass die Chirurgen ihre Hände mit Bananenwein desinfizieren. In Europa weiß man erst seit kurzem, dass es klug ist, sich vor chirurgischen Eingriffen die Hände zu waschen. Medizinische Berichte über die Methode in Uganda verbreiten sich in den 1880er-Jahren auf der ganzen Welt. 


Letztlich können dadurch viele Todesfälle verhindert werden.  

Medizinische Berichte aus Uganda können in Europa viele Todesfälle verhindern. © Wikimedia
Zeitstrahl 1879 © wasbishergeschah.at