Zeichnung von ägyptischen Figuren und Tieren. In der Mitte Anubis und ein Mensch bei einer Waage, rechts ein adlerköpfiger Mensch, links zwei weiß gekleidete Figuren. Darüber Hieroglyphen und eine Reihe sitzender Figuren. © Wikimedia

Der Preis für

die Unsterb­lichkeit

Im Tod sind alle gleich? Pharaonen reisen im alten Ägypten per Mumie erster Klasse ins Totenreich. Aber auch Bauern, Bäcker oder Schreiber müssen ihren Körper als Mumie erhalten, um sich die Unsterblichkeit zu sichern. Das kann ganz schön ins Geld gehen. 

Ägypten vor 2000 Jahren: Sesostris stirbt. Sein Körper wird mumifiziert – den braucht er schließlich noch im ewigen Leben. Den Kopf ziert eine Mumienmaske, sein Körper liegt in einem Sarg aus Holz. Rundherum liegen Grabbeigaben wie Nahrungsmittel, Möbel und Diener in Form von kleinen Statuetten. Schließlich hat man auch im Jenseits eine ganze Menge Bedürfnisse. Die Reise in die Unsterblichkeit ist aufwändig. Und teuer.

Eine Abrechnung von Bestattungskosten

Die Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek bewahrt ein Papyrus aus dem 2. oder 3. Jahrhundert auf, der die Kosten für ein Begräbnis verrät. Sie sind in drei Spalten aufgeteilt. Die erste Spalte nennt die Preise für die Materialien, die notwendig sind, um den Körper zu mumifizieren. Dazu gehören Harze, Öle und Essenzen, vor allem aber eine große Menge Leinenstoff und die Mumienmaske. In der zweiten Spalte folgen Kosten für die Begräbnisfeier selbst. Dazu gehören Klagefrauen, die extra für den Zweck beauftragt werden. Sie singen bei den Feierlichkeiten die angemessenen Klagelieder. Außerdem muss ein Esel für den Transport der Mumie zum Grab gemietet werden. Für das leibliche Wohl der Gäste ist auch zu sorgen. In der dritten Spalte stehen dann noch die Kosten für einen „Hund“. Gemeint ist wahrscheinlich die Maske eines Priesters, der rituelle Handlungen an der Mumie vollführt. Er stellt mit seiner Maske den Gott Anubis dar, der den Kopf eines Schakals hat.

In der linken Bildhälfte drei Männer mit schwarzen Haaren und weißem Rock, einer trägt ein Leopardenfell. In ihren Händen halten sie Gegenstände für eine Zeremonie. In der rechten Bildhälfte zwei weiß gekleidete Frauen mit schwarzen Haaren, eine knieend vor einem aufgestellten Sarkophag, dahinter Anubis in Menschengestalt mit einem Schakalkopf. Rechts eine Tafel mit Hieroglyphen. © Wikimedia
Zeichnung eines ägyptischen Grabgewölbes mit vielen Sarkophagen in dafür vorgesehenen Einbuchtungen in der Mauer. Rechts ein Treppenaufgang, der an zwei Sphinx-Statuen vorbeiführt. Links ein Treppenaufgang zu einem Rundbogen. ©  Wikimedia

Der Preis für die Ewigkeit

Insgesamt sind 440 Drachmen und 16 Obolen zu bezahlen. Aber ist das nun viel oder wenig? Ein einfacher römischer Soldat verdient vor 1800 Jahren 300 Drachmen pro Monat. Für Begräbniskosten von 440 Drachmen muss er also knapp eineinhalb Monate dienen. Das ist nicht gerade billig, aber die Menschen sind bereit das zu zahlen. Denn sie glauben, dass sie für ihr Geld etwas Kostbares erhalten: das ewige Leben!

Zeitstrahl 1929 © wasbishergeschah.at

Weiterführend:

Harald Froschauer/Christian Gastgeber/Hermann Harrauer (Hg.), Tod am Nil Tod und Totenkult im antiken Ägypten. Mit einem Beitrag zum Totenlied und Totenbrauch in Österreich, Wien 2003.