Holzschnitt mit Hexen und Teufeln, die im Kreis tanzen.  © Wikimedia

Helfer des Teufels: 

Kinder am Scheiterhaufen

Vor 300 Jahren möchte ein Richter bettelnde Kinder loswerden – indem er Buben verhaften lässt, die beim Spielen „Mäuse gezaubert“ haben. Als Hexer droht ihnen der Tod auf dem Scheiterhaufen.  Bald glauben die Obrigkeiten selbst, dass die Kinder Helfer des Teufels sind.

Freising im frühen 18. Jahrhundert: Ein paar Schulkinder treffen sich zum Spielen außerhalb der Stadtmauern. Hier begegnen sie einigen jungen Bettler-Buben, die immer wieder aus der Stadt vertrieben werden. Gemeinsam spielen sie Ball, Fangen und Verstecken. Für ein Thema begeistern sie sich aber besonders: die Zauberei. 

Hexentanz und Wettermachen

Im Spiel veranstalten die Kinder Hexentänze und reiten auf Besen und Mistgabeln durch die Lüfte. Sie „zaubern“ Mäuse, Ferkel und kleine Teufelchen herbei. Wenn ein Gewitter aufzieht, treffen sie sich auf den Wiesen vor der Stadt, um dort „Wetter zu machen“: Sie sitzen hoch auf einem Baum und „reiten“ so als Hexer durch den Himmel, treiben Wolken zusammen und lassen Blitze und Hagel auf Bauernhöfe niedergehen. Am liebsten auf jene Höfe, in denen die Bauernfamilien die Bettel-Kinder schlecht behandelt haben. Will ein neuer Bub mitspielen, muss er einen Pakt mit dem Teufel schließen: Mit einem Blutstropfen aus seinem Finger wird der Name des Neuzugangs im Buch des Teufels vermerkt. 

In ihrer Fantasie reiten die Kinder auf Besen durch die Lüfte und schließen einen Pakt mit dem Teufel. © Wikimedia
Zurück in der Schule erzählen die Buben von ihren Abenteuern außerhalb der Stadt. Jetzt erfahren auch die Erwachsenen von den Zauberspielen. Im streng katholischen Freising gilt Zauberei als Teufelswerk, das bekämpft werden muss. Ein Freisinger Richter wittert seine Chance, die Bettel-Buben endgültig loszuwerden. 
Die Kinder werden gefangen genommen, monatelang verhört, geschlagen und gefoltert. 

Spiel mit dem Feuer

Noch vor Gericht spielen die Kinder ihr Spiel weiter: Der elfjährige Andre erzählt den Richtern, wie er dem Teufel begegnet ist. In Gestalt eines Ziegenbocks soll er in seiner Stube getanzt haben. Der 13-jährige Joseph erklärt im Verhör, dass man statt auf einer Mistgabel auch auf einem Haselnuss-Stock reiten kann, wenn man ihn mit einer magischen Salbe beschmiert. Er berichtet von einer Petersil-Wurzel, mit der er Leute verzaubern kann, wenn sie ihn verprügeln wollen. Erst als manche der Buben nach dem Verhör nicht mehr in die Gefängniszellen zurückkommen, merken die restlichen Kinder, dass das Spiel ihr Leben bedroht. Doch es ist zu spät: 13 Kinder werden dem Henker übergeben und als Helfer des Teufels hingerichtet. 

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