Freising im frühen 18. Jahrhundert: Ein paar Schulkinder treffen sich zum Spielen außerhalb der Stadtmauern. Hier begegnen sie einigen jungen Bettler-Buben, die immer wieder aus der Stadt vertrieben werden. Gemeinsam spielen sie Ball, Fangen und Verstecken. Für ein Thema begeistern sie sich aber besonders: die Zauberei.
Im Spiel veranstalten die Kinder Hexentänze und reiten auf Besen und Mistgabeln durch die Lüfte. Sie „zaubern“ Mäuse, Ferkel und kleine Teufelchen herbei. Wenn ein Gewitter aufzieht, treffen sie sich auf den Wiesen vor der Stadt, um dort „Wetter zu machen“: Sie sitzen hoch auf einem Baum und „reiten“ so als Hexer durch den Himmel, treiben Wolken zusammen und lassen Blitze und Hagel auf Bauernhöfe niedergehen. Am liebsten auf jene Höfe, in denen die Bauernfamilien die Bettel-Kinder schlecht behandelt haben. Will ein neuer Bub mitspielen, muss er einen Pakt mit dem Teufel schließen: Mit einem Blutstropfen aus seinem Finger wird der Name des Neuzugangs im Buch des Teufels vermerkt.
Noch vor Gericht spielen die Kinder ihr Spiel weiter: Der elfjährige Andre erzählt den Richtern, wie er dem Teufel begegnet ist. In Gestalt eines Ziegenbocks soll er in seiner Stube getanzt haben. Der 13-jährige Joseph erklärt im Verhör, dass man statt auf einer Mistgabel auch auf einem Haselnuss-Stock reiten kann, wenn man ihn mit einer magischen Salbe beschmiert. Er berichtet von einer Petersil-Wurzel, mit der er Leute verzaubern kann, wenn sie ihn verprügeln wollen. Erst als manche der Buben nach dem Verhör nicht mehr in die Gefängniszellen zurückkommen, merken die restlichen Kinder, dass das Spiel ihr Leben bedroht. Doch es ist zu spät: 13 Kinder werden dem Henker übergeben und als Helfer des Teufels hingerichtet.
Rainer Beck, Mäuselmacher oder die Imagination des Bösen, München 2012.