Wien an einem Sonntag in den 1780er-Jahren: Um den Wiener „Narrenturm“ haben sich einige Leute versammelt, die einen lustigen Nachmittag erleben wollen. Durch die Fenster beobachten sie die Insassen, die im Turm eingesperrt sind, weil sie als wahnsinnig gelten: Die Schaulustigen lachen über das Gebrüll, das die „Irren“ von sich geben.
Wenn einmal nichts zu sehen ist, helfen sie nach: Laut rufen sie Beleidigungen und hoffen, dass die Eingesperrten zu toben anfangen. Ein Zuschauer geht noch weiter: Mit einem Stock pikt er einen Insassen, der in der Fensternische steht und hinausstarrt. Die Menge lacht.
Menschen mit psychischen Erkrankungen, aber auch Menschen mit Behinderungen gelten damals als gefährliche „Irre“, die man von der Gesellschaft fernhalten muss. Den Habsburger-Kaiser Joseph II. besorgt eines besonders: Welchen Einfluss hat es auf Jugendliche und schwangere Frauen, wenn sie in Kontakt mit „Irren“ kommen? Darum lässt er in Wien einen Turm bauen, in dem Menschen mit psychischen Erkrankungen leben – weggesperrt von der restlichen Bevölkerung.