Im Wien der Monarchie beherrschen Hausmeister:innen die Wohnhäuser. Sie kündigen, sperren aus und kassieren ab. Selbst bei Liebschaften haben sie ein Wort mitzureden.
September 1911 in der Wiener Herthergasse: Ansässige demonstrieren vor dem Wohnhaus Nummer 26. Die Stimmung ist aufgeheizt. Die Arbeiter-Zeitung berichtet: „Der Groll richtet sich hauptsächlich gegen die Hausbesorgerin.“ Angeblich kündigt die Hausmeisterin Kaspar Mieter:innen auf eigene Faust die Wohnung auf. Zweimal hat sie das innerhalb kurzer Zeit getan und eine weitere Kündigung angedroht.
Wer damals mietet, hat kaum Rechte und erwartet sich nicht viel. Aber die Hausmeisterin ist zu weit gegangen. Wütende Menschen demonstrieren vor dem Wohnhaus und schlagen mit Steinen die Fensterscheiben ein.
Kann eine Hausmeisterin überhaupt die Menschen im Haus kündigen? Das passiert damals öfters. Je nach den Wünschen des Gebäudebesitzers haben sie ganz unterschiedliche Jobs: vom Putzen des Stiegenhauses bis zur Durchführung von Kündigungen. Ihre Aufgaben machen sie zu einer zentralen Autorität im Haus. Sie prägen den Alltag in der Stadt, auch nachts am Hauseingang.