Wien, 1900: In den Palais der Adeligen und des Bürgertums wird getanzt, gegessen, gefeiert. Wenn die Hausherren ihre luxuriösen Bälle veranstalten, bedeutet das für ihre Dienstmädchen vor allem eines: sehr wenig Schlaf. Marie Konheisner erinnert sich: „Tage zuvor standen wir schon bis ein oder zwei Uhr in der Nacht in der Küche, und um halb sechs hieß es wieder aufstehen.“
100.000 Frauen arbeiten in Wien damals als Dienstmädchen in bürgerlichen und adeligen Haushalten. Die Arbeitsbedingungen sind hart, der Lohn meist schlecht. Die Frauen arbeiten oft bis spät in die Nacht. Pausen gibt es kaum. So geht es auch Marie. Als junge Frau geht sie aus Steyr nach Wien, um eine Stelle als Dienstmädchen zu finden. Ihr erstes Zimmer ist ein „finsteres Loch“, ihre Chefin ist „aufbrausend“. Sie dient der Familie Kövess über Jahrzehnte hinweg von früh bis spät. Als sie 1958 stirbt, reicht ihr Erspartes nicht einmal aus, um davon die Begräbniskosten zu bezahlen.