Hütten mit strohgedeckten Kuppeldächern auf Holzpfählen stehen im Wasser vor einem Wald mit Palmen.  © Wikimedia.

Skla­verei im Auftrag der Kai­serin:

Die öster­reichi­sche Ost­indien-Kom­panie

Vor 250 Jahren versucht es auch Maria Theresia mit Kolonien. Sklav:innen sollen in Übersee Zucker und Gewürze anbauen – und dem Kaiserhaus reichen Profit bringen. 

März 1777 an Bord des österreichischen Schiffs „Giuseppe e Teresa“: Der Händler Willem Bolts segelt entlang der Küste des südöstlichen Afrikas. Er sucht Land für österreichische Kolonien und Handelsstützpunkte. Der Plan: Hier sollen Zucker, Baumwolle, Kaffee, Kakao und Gewürze angebaut werden, um sie dann teuer in Europa zu verkaufen. Im Auftrag der Kaiserin kauft Bolts Sklav:innen für die Feldarbeit. 

Bereits in den 1720er-Jahren entsteht eine erste österreichische Ostindien-Kompanie. Das Unternehmen scheitert nach wenigen Jahren an Konflikten mit lokalen Machthabern in Indien und an der Konkurrenz der Niederlande und Großbritanniens. In den 1770er-Jahren wagt Maria Theresia einen zweiten Versuch. Dabei soll ihr der erfahrene Kolonialhändler Willem Bolts helfen. 

Maria Theresia erhofft sich Profite aus österreichischen Kolonien in Übersee. © Wikimedia.

Handel im Dreieck: Stoffe, Sklaven und Kolonialwaren

Bolts weiß, wie er vorgehen will: Die österreichische Handelskompanie verkauft europäische Waren in Asien und besorgt dort chinesische Seide und indische Baumwolle. Die Stoffe verkauft sie in Ostafrika weiter. Mit diesem Geld erwirbt die österreichische Kompanie dann keine Dinge, sondern Menschen: Sklaven und Sklavinnen werden auf Schiffe gezwungen, um auf Plantagen in österreichischen Kolonien zu arbeiten. Sie werden ausgebeutet und misshandelt. So profitieren die Habsburger direkt vom Kolonialismus in Übersee. 

Sklaven müssen die Plantagen bestellen. Die erzeugten Waren sollen dann teuer in Europa verkauft werden. © Wikimedia.

Plantagen der Habsburger im indischen Ozean

In der Bucht von Delagoa geht Bolts vor Anker. Das Gebiet liegt im heutigen Mosambik. Dort entsteht eine erste österreichische Kolonie. Mit drei lokalen Prinzen verhandelt Bolts ein Monopol auf den Handel mit Elfenbein. Versklavte Männer und Frauen müssen für die Kompanie Felder bestellen. Außerdem will Bolts, dass Soldaten, Handwerker und Fischer aus Europa als Siedler in die Bucht kommen. Die Kolonie will er durch den Bau einer Festung sichern.

Eine weitere österreichische Kolonie entsteht auf den Nikobaren im Indischen Ozean. Die Inselgruppe gehört heute zu Indien. Sie ist strategisch gut gelegen: Von hier aus kann die Handelskompanie Geschäfte im Süden und Osten Asiens machen. Europäische Siedler:innen und afrikanische Sklav:innen sollen das Land bewirtschaften.

Die Kolonien sind weniger erfolgreich, als Maria Theresia sich erhofft hat. Sie produzieren nicht genügend Waren. Andere Kolonialmächte setzen sich militärisch gegen die österreichische Kompanie durch. Sie muss die Posten in der Bucht von Delagoa und auf den Nikobaren aufgeben. Die österreichische Ostindien-Kompanie geht bankrott. 

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