Im Saal des Bürgerbräukellers ist die Decke heruntergebrochen. Teile davon werden mit Balken gestützt. Einige Personen stehen verteilt im Raum und begutachten die Zerstörung. © Wikimedia

Fake News unterm Hakenkreuz:

Das Hitler-Attentat im Bürgerbräukeller

Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs verübt der Tischler Georg Elser ein Attentat auf Adolf Hitler. Er scheitert. Die deutsche Propaganda versucht, den Anschlag Großbritannien in die Schuhe zu schieben.

Deutschland ist in Aufruhr: ein Sprengstoffattentat auf Adolf Hitler! Für die Propaganda ist das ein Geschenk. „Der Führer lebt! Die Vorsehung hat ihn uns in diesen Tagen erhalten.“ Propagandaminister Joseph Goebbels zwingt die Zeitungshäuser, Stimmung gegen den Erzfeind Großbritannien zu machen. Die Journalist:innen gehorchen und schreiben: „Im gleichen Augenblick, da die Nachricht von dem Verbrechen bekannt wurde, fühlte jeder Deutsche intuitiv, dass England hinter dieser Freveltat steht.“

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Hitler hält alljährlich eine Rede im Bürgerbräukeller. Das Bild stammt von der Veranstaltung im Jahr 1938. 1939 entgeht er dort nur knapp dem Attentat.

Was ist im Bürgerbräukeller passiert? Was ist NS-Fake News?

Ein paar Tage zuvor am 8. November 1939 in München: Der Saal im Bürgerbräukeller ist randvoll mit nationalsozialistischen Funktionären. Trotzdem versuchen auch die, die hinten auf der Galerie stehen einen guten Blick auf Adolf Hitler zu bekommen. Gespannt horchen alle den Worten ihres Parteiführers. Der zeigt wieder einmal sein herausragendes Talent als Wutredner. In Rage attackiert er Großbritannien. Goebbels ist ebenfalls anwesend und notiert in sein Tagebuch: „England wird unsere Waffen kennenlernen. Tolle Begeisterung im Saal.“ Direkt nach der Rede verlassen Goebbels und Hitler die Veranstaltung – früher als ursprünglich geplant.

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Adolf Hitler am Redepult

Nur eine Viertelstunde später explodiert eine der Säulen. Die Decke bricht ein und begräbt das Rednerpult unter sich. Sieben Menschen sterben und 64 weitere werden verletzt. Hinter dem Attentat im Bürgerbräukeller steckt jedoch nicht der Erzfeind England, sondern ein deutscher Arbeiter, Georg Elser.  

Goebbels interessiert das nicht

Der Propagandaminister erfindet eine Verschwörung zwischen Elser und dem britischen Geheimdienst: „Die Attentatsfrage wird weiter untersucht. Der Secret Service steht hinter allem.“

Wenige Tage nach dem Anschlag wird Georg Elser verhaftet. Verhörprotokolle zeichnen ein ganz anderes Bild als die Fake News, die Goebbels in Umlauf gebracht hat. Elser hat die Tat alleine geplant und sie auch alleine durchgeführt. Seine Motivation: Er hasst die nationalsozialistische Diktatur. Elser ist Kommunist und Widerstandskämpfer. Aber er ist ein Einzelgänger und Einzeltäter.

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Georg Elser ist auf diesem Foto nach der Verhaftung am 21.11.1939 zu sehen.

Nachdem Elser ein ausführliches Geständnis abgelegt hat, bringt ihn die Geheime Staatspolizei in das Konzentrationslager Sachsenhausen und später in das KZ Dachau. Dort lässt ihn die NS-Führung im April 1945 ermorden. Der Widerstandskämpfer darf die Befreiung nicht mehr erleben.

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