Ihre Tagesberichte dokumentieren, welche „Vergehen“ die Personen begangen haben, die vom Nordbahnhof deportiert werden. Schon der Versuch, am Schwarzmarkt oder bei Bauern an Lebensmittel zu gelangen, kommt einem Todesurteil gleich. Die antijüdische Gesetzgebung hat sich immer weiter verschärft: Juden und Jüdinnen dürfen keine Haustiere halten und keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, ab 1942 sind sie vom Schulbesuch ausgeschlossen und sogar der Kauf von Eiern, Fleisch und Mehl ist ihnen untersagt.
Nordbahnhof: Vom Trümmerhaufen zum Bobo-Viertel
Der Luftkrieg setzt dem Nordbahnhof schwer zu. Gegen Kriegsende wird er von Bomben schwer beschädigt und nicht mehr in Betrieb genommen. 1965 wird das Gebäude gesprengt.
Bis in die 2000er-Jahre heißt das Gelände im Volksmund „Alliiertenviertel“ nach der angrenzenden Alliiertenstraße. Erst seit 2010 setzt sich die Bezeichnung „Nordbahnviertel“ durch. Heute erinnert nichts mehr an den dunklen Schreckensort von damals.