Die nördliche Grenze des Reiches wird von der Donau gebildet. Im Süden verläuft die Grenze entlang der Sahara in Nordafrika. In diesem riesigen Gebiet bewegen sich die Menschen aus vielen Gründen über große Strecken. Händler und Beamte aus dem Norden finden ihren Weg nach Mauretanien oder in das heutige Ägypten. Umgekehrt zieht es nordafrikanische Händler zu den Eisenerzvorkommen in Kärnten und der Steiermark, die damals zur römischen Provinz Noricum gehören. Im ersten Jahrhundert nach Christus bekleiden Nordafrikaner hohe Ämter in der Verwaltung Noricums. Darunter ist Gaius Memmius Fidus Iulius Albius. Er steigt sogar an die Spitze der Provinzverwaltung auf.
Das Römische Reich sichert sein Grenzgebiet, indem es hier Truppen stationiert. Wien beginnt als römisches Militärlager und auch im heutigen Nieder- und Oberösterreich kommen viele Soldaten zum Einsatz, die aus Nordafrika stammen. Manche bleiben wohl und gründen Familien – vielleicht gibt es damals schon eine „Zweite Generation“. Andere kehren in ihre Heimat zurück. Wenn das Römische Reich Krieg führt, werden zusätzliche Einheiten aus Nordafrika und dem Nahen Osten an die Donau verlegt. Sie bringen Ausrüstung, Kamele und Pferde mit.
Die Schwarzen Reiter in Oberösterreich sind jedenfalls eine gewohnte Erscheinung. Die Hautfarbe dient noch nicht dazu, um andere „Rassen“ von den „Weißen“ abzugrenzen. Das beginnt erst viel später, als der europäische Kolonialismus und die neuzeitliche Sklaverei eine Rechtfertigung brauchen. Die findet man dann in rassistischen Vorurteilen über „minderwertige“ Schwarze.
Julia Carrera
Walter Sauer, Jenseits von Soliman. Afrikanische Migration und Communitybuilding in Österreich – eine Geschichte. Mit einem Beitrag von Vanessa Spanbauer, Innsbruck 2022.