Luftaufnahme eines ausgetrockneten Sees mit wenigen übriggebliebenen Wasserstellen. Rundherum ist nur mehr Wüste zu sehen.  © Wikimedia

Zur Wüste ver­trock­net. 

Öko­lo­gische Katas­trophe am Aral­see

Ein großer Teil der Baumwolle für die Fashion-Industrie kommt aus Usbekistan. Die riesigen Plantagen haben ein ganzes Binnenmeer ausgetrocknet.

1960, Muynak in Usbekistan: Ein Fischer steht am Hafen und blickt auf den See. Eine frische Brise streift sein Gesicht. Urlauber spazieren an ihm vorbei. Schon zehn Jahre später ist der Hafen ein Friedhof für Schiffe. Der See ist in weite Ferne gerückt. Im ehemaligen Hafen sind nur mehr gelber Wüstensand und weiße Salzflecken zu sehen.

Der Aralsee an der Grenze zwischen Usbekistan und Kasachstan gehörte einst zu den größten Binnenmeeren der Welt. Die Fläche war fast so groß wie Bayern. Heute sind 90 Prozent des Sees verschwunden. Übrig bleibt eine trostlose Wüstenlandschaft. Von der Fischerei lebt hier niemand mehr.

Baumwolle zerstört die Umwelt

Seit dem 19. Jahrhundert wird in Usbekistan Baumwolle angebaut. Das Gebiet gehört zum Russischen Reich und später zur Sowjetunion. In den 1950er-Jahren entstehen hier riesige Plantagen. Die Pflanzen brauchen viel Wasser. Deshalb zapft man zwei wichtige Flüsse an, die den See mit Wasser versorgen. Die Baumwollproduktion wirft Profite ab. Deshalb werden die Flächen für den Anbau immer weiter ausgedehnt. Der Aralsee beginnt auszutrocknen und zu versalzen. Der Klimawandel führt zu extremer Trockenheit in der Region und verstärkt den Prozess. Der See hatte zuvor einen kühlenden Effekt. Mit seinem Verschwinden verschärft sich wiederum der Klimawandel. Die Winter werden kälter, die Sommer heißer.

Zeitstrahl 1960 © wasbishergeschah.at
Männer mit Kopfbedeckung stehen vor einer Waage, auf der ein großes Bündel Baumwolle liegt. Daneben ein uniformierter weißer Mann mit Stiefeln, Kappe und einer Mappe in der Hand. Dahinter weitere große Bündel Baumwolle. © Wikimedia
: Drei Männer stehen auf einem Anhänger. Ein Förderband spuckt große Mengen von Baumwolle auf die Ablagefläche. Dahinter ein riesiger Haufen Baumwolle, vor dem Männer am Boden sitzen. © Wikimedia

Giftige Sandstürme

Immer mehr Menschen in der Region werden krank. Jahrzehntelang sickern Düngemittel, Pestizide und Chemikalien von den Anbauflächen und Fabriken in das Grundwasser und in den See. Zunächst kann das Wasser Teile der Chemikalien binden. Aber der See verschwindet und die Gifte lagern sich am Boden ab. Als Feinstaub gelangen sie in die Luft und Stürme tragen sie in die Dörfer. Hauterkrankungen, Behinderungen und körperliche Fehlbildungen sind hier viel häufiger als im Rest des Landes. 
Auch die Sterblichkeit bei Neugeborenen ist stark erhöht.

Landkarte von einem See, der jährlich schrumpft. © NordNordWest, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Der Aralsee schrumpft seit Jahrzehnten kontinuierlich. Heute ist er fast verschwunden. © NordNordWest, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Als die Sowjetunion 1991 zerfällt, verschärft das die Situation noch. Die nunmehr unabhängigen Länder rund um den Aralsee misstrauen einander und streiten um den Wasserzugang. Alle benötigen das Wasser: für die Erzeugung von Strom oder die Bewässerung von Plantagen. Expert:innen geben dem Aralsee nur mehr wenige Jahre. Dann wird er vollständig von der Landkarte verschwunden sein.