Auf einem von oben fotografierten asphaltierten Platz fahren Autos und Straßenbahnen. Über den Platz führt eine Fußgängerbrücke. Es gibt kaum Vegetation.  © Wikimedia, Waltraud Grubitzsch, Bundesarchiv, CC-BY-SA 3.0.

Asphalt

im Gebiss

Asphalt hat die Welt erobert, die Städte ebenso wie das Land: als Straßen und Parkplätze, die im Sommer zu Hitzewüsten werden. Aber Asphalt ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts.

Toskana, 1995: Bei Ausgrabungen kommen zwei Schneidezähne zum Vorschein. Die Zähne stammen aus der letzten Eiszeit und wurden behandelt. Ein „Arzt“ hat Karies mit spitzen Steinen entfernt und das Loch gefüllt: mit Haaren, pflanzlichen Fasern – und Asphalt. 

Asphalt: Baustoff und Medizin

Natürliche Vorkommen von Asphalt nutzen Menschen schon lange. Bereits vor 70.000 Jahren sollen Neandertaler Asphalt als Kleber verwendet haben. Seit der frühen Antike verwenden Menschen das zähflüssige Steingemisch, um Waffen und Geräte herzustellen. Außerdem dichten sie Bauwerke und Boote damit ab. In Ägypten verwenden sie ihn auch zur Mumifizierung. 

Eines der größten Naturasphaltvorkommen in Trinidad ist der Pitch Lake. © Wikimedia
Vor 4.000 Jahren blüht der Handel mit Asphalt auf. Abgebaut wird er vor allem im Toten Meer und im „fruchtbaren Halbmond“, einem Gebiet am Rand der syrischen Wüste. Dort setzt man Asphalt auch in der Medizin ein: zur Behandlung von Blutungen, grauem Star oder Furunkeln. Auch in der Zahnmedizin kommt er zum Einsatz. Außerdem dient Asphalt als eine Art „Pestizid“. Auf den Feldern und in den Häusern soll er Würmer töten – und überhaupt „alles, was kriecht“.
Um 300 v. Chr. wird Asphalt ein so wichtiger Rohstoff, dass darum sogar Krieg geführt wird. 

Mit der Zeit findet man immer mehr Möglichkeiten der Anwendung. In Europa und Indien werden zum Beispiel Toiletten und Schwimmbäder mit Asphalt abgedichtet. Mit dem Beginn des Mittelalters verliert Asphalt an Bedeutung. Das ändert sich erst mit der Entdeckung großer Asphaltvorkommen im 18. Jahrhundert. 

Staubige Straßen und Kopfsteinpflaster werden nach und nach durch Asphaltflächen ersetzt. © Wikimedia

Versiegelter Boden: Asphalt erobert die Städte

Bis ins 20. Jahrhundert staubt es auf den Straßen. Gepflasterte Straßen sind die Ausnahme: die Fernstraßen der Römer oder die Prachtstraßen in großen Städten. Doch die Erfindung von künstlichem Asphalt verändert die ganze Erdoberfläche – und mit ihr das Leben der Menschen. Auf den Straßen und Landebahnen können Menschen und Güter kreuz und quer über den Erdball befördert werden. Aber die Auswirkungen auf Umwelt und Klima erfordern neue Formen der Fortbewegung.

Zeitstrahl 1995 © wasbishergeschah.at