Toskana, 1995: Bei Ausgrabungen kommen zwei Schneidezähne zum Vorschein. Die Zähne stammen aus der letzten Eiszeit und wurden behandelt. Ein „Arzt“ hat Karies mit spitzen Steinen entfernt und das Loch gefüllt: mit Haaren, pflanzlichen Fasern – und Asphalt.
Natürliche Vorkommen von Asphalt nutzen Menschen schon lange. Bereits vor 70.000 Jahren sollen Neandertaler Asphalt als Kleber verwendet haben. Seit der frühen Antike verwenden Menschen das zähflüssige Steingemisch, um Waffen und Geräte herzustellen. Außerdem dichten sie Bauwerke und Boote damit ab. In Ägypten verwenden sie ihn auch zur Mumifizierung.
Mit der Zeit findet man immer mehr Möglichkeiten der Anwendung. In Europa und Indien werden zum Beispiel Toiletten und Schwimmbäder mit Asphalt abgedichtet. Mit dem Beginn des Mittelalters verliert Asphalt an Bedeutung. Das ändert sich erst mit der Entdeckung großer Asphaltvorkommen im 18. Jahrhundert.
Bis ins 20. Jahrhundert staubt es auf den Straßen. Gepflasterte Straßen sind die Ausnahme: die Fernstraßen der Römer oder die Prachtstraßen in großen Städten. Doch die Erfindung von künstlichem Asphalt verändert die ganze Erdoberfläche – und mit ihr das Leben der Menschen. Auf den Straßen und Landebahnen können Menschen und Güter kreuz und quer über den Erdball befördert werden. Aber die Auswirkungen auf Umwelt und Klima erfordern neue Formen der Fortbewegung.
Kenneth O'Reilly, Asphalt: A History, Lincoln 2021.