Wien, 1931: Eine 22-jährige Weberin beschwert sich: „Nicht dir du Geldprotz, gehört allein die Welt!“ Auch sie will in ihrer Freizeit Konzerte besuchen, mit ihrem Paddelboot Flüsse erkunden und mit ihren Skiern Berge besteigen. Der geringe Lohn, den sie verdient, reicht dafür nicht aus. Noch dazu lebt sie mit ihrer kranken Mutter zusammen und muss sich um sie kümmern.
Nach dem Ersten Weltkrieg gewinnt die Sozialdemokratie die Wahlen in Wien. Sie setzt Reformen um, die Frauen neue Möglichkeiten eröffnen. Öffentliche Kindergärten und Horte sorgen dafür, dass sie arbeiten gehen können. Moderne Waschküchen in den neuen Gemeindebauten erleichtern ihnen die Arbeit im Haushalt. Und in den vielen Sport- und Kulturvereinen können sie Körper und Geist trainieren. Damit verändert sich auch das Bild von der modernen Frau. Die „Neue Frau“ im Roten Wien ist selbstbewusst und mutig. Sie verdient ihr eigenes Geld. Für ihren Ehemann ist sie Kameradin, für ihre Kinder eine Freundin. Sie trägt kurze Haare und modische, bequeme Kleidung.