Eine Frau mit blondem Bob und Tattoos im weißen Top hebt die Arme nach oben, wodurch ihre blau gefärbte Achselbehaarung freiliegt.  © Pexels, Cliff Booth, Frau mit Achselbehaarung.

 Trend:

Achsel­haare im Sommer

Achselhaare abrasieren oder nicht? Diese Frage führt auf Social Media zu hitzigen Diskussionen. Vor hundert Jahren tragen die meisten Frauen Achselhaare. Aber schon damals definieren Männer, was schön ist und was nicht.

Im Sommer 2016 postet eine belgische Studentin einige Fotos auf Facebook, auf denen ihre Achselhaare zu sehen sind. Tausende Männer hauen daraufhin wütend in die Tasten. „Rasier dich!“, will ihr einer befehlen. Ein anderer beschimpft sie als „schmutzige Lesbe“.

Sind Achselhaare gesund?

In den 1980er-Jahren setzt sich ein neuer Trend in Europa durch: die Achselrasur. Davor gelten Achselhaare nicht unbedingt als schön, aber ihr Nutzen spricht gegen eine Rasur.

„Es kann gar nicht genug davon abgeraten werden, die Achselhaare zu entfernen, besonders jetzt im Sommer.“

So erklärt 1936 eine Frauenzeitschrift ihren Leserinnen, dass die Achselhaare dafür sorgen, „die Reibung der aneinanderliegenden Hautpartien zu verhindern”. Zudem saugen sie Schweiß auf. Die Zeitschrift weist also darauf hin, dass die Achselhaare einen Zweck haben. Hingegen warnt sie: Diese Haare zu rasieren kann schmerzhafte Abszesse verursachen.

Bis in die 1980er sind die meisten Achselhöhlen unrasiert. © Wikimedia, Gemälde, Théophile van Rysselberghe, 1906.

Denn schon damals wird diskutiert, ob Achselhaare unschön sind. In einem Artikel über „Behaarungsverhältnisse beim Weib“ tritt ein Professor für Achselhaare ein. Er meint aber auch: Allzu „lange, borstige, gerade Haare“ sind „nicht gerne gesehen“. Deshalb rät er den Frauen, die Haare zu kürzen oder zu kräuseln.

Frauen zeigen Achselhaare

Schon damals bestimmen Männer, wie Frauenkörper aussehen sollen. Und noch heute wird Frauen eingehämmert, dass sie an ihrem Aussehen arbeiten müssen, damit sie Männern gefallen. Sie greifen daher nicht nur zum Rasierer, sie tun ihrem Körper und ihrer Psyche Gewalt an. Diäten, Essstörungen und Sportsucht sind die Folge. Die Schönheitsindustrie verdient mit Cremen, Botox und OPs ordentlich mit.

In den 1980ern werden rasierte Achseln zum Trend. Frauen stehen fortan unter Druck, die Haare unter den Armen zu entfernen. © Wikimedia, Bundesarchiv, Bild 183-1982-0515-015, Klaus Franke, Frauen in einem Berliner Freibad, 1982, CC-BY-SA 3.0

Wer sich gegen die Schönheitsstandards wehrt, wird angegriffen und beschimpft. Aber viele junge Frauen wissen, dass ihr Körper niemandem gehört, außer ihnen selbst. Sie entscheiden heute selbst, ob sie ihre Haare wachsen lassen. Einige rasieren sich nicht und setzen damit einen neuen Trend. Gleichzeitig lehnen sie eine Gesellschaft ab, in der Männer bestimmen, was schön ist und was nicht.


Julia Brandstätter

Zeitstrahl 1936 © wasbishergeschah.at