September 1938, Wien: Als Kommunistin mit jüdischen Wurzeln ist Anni nicht mehr sicher. Sie muss fliehen. Deshalb heiratet sie den Franzosen André. Verliebt ist sie nicht. In einem Brief aus dem französischen Exil nennt sie ihn „meinen offiziellen Ehemann“.
Sie hat André auf einem internationalen Treffen der sozialistischen Jugendorganisation „Rote Falken“ kennengelernt. Die Ehe der beiden ist politisch motiviert: Durch die Eheschließung wird Anni französische Staatsbürgerin und kann über die Schweiz nach Frankreich einreisen. Dort ist sie im Widerstand aktiv und arbeitet in französischen Kinderheimen.
Viele Männer, die eine solche Scheinehe schließen, besitzen die britische, schweizerische oder französische Staatsbürgerschaft. Oder sie verfügen über ein Ausreisevisum. Durch die Heirat erhalten die geflüchteten Frauen den Schutz des Landes, dem ihr Ehemann angehört. Sie können nicht als staatenlos erklärt werden. Außerdem erleichtert ihnen ihr neuer Status, eine Anstellung im Aufnahmeland zu finden und in ein neues Leben zu starten.