Gemälde von einem Mann mit Mantel und Hut, der mit einem Messer auf einen uniformierten Mann einsticht. Daneben stehen zwei Männer, die ihn davon abhalten wollen. Im Hintergrund Dächer von Häusern. © Wien Museum

Tote Fische 

für den Kaiser

Ein Attentat auf Franz Joseph I. misslingt. Das hilft der Beliebtheit des unbeliebten Herrschers und trägt ihm eine Sammlung von fossilen Fischen ein.

18. Februar 1853, Wien: Ein ungarischer Schneider stürzt sich auf Kaiser Franz Joseph I. und stößt ihm ein Küchenmesser in den Nacken. Aber die Klinge gleitet am Kragen ab. Der Kaiser erleidet nur eine kleine Wunde unterhalb des Hinterkopfs. Seine Begleiter reagieren sofort und verhindern einen weiteren Angriff. Der Schneider wird festgenommen und wenige Tage später hingerichtet.

Im Revolutionsjahr 1848 fordern die Menschen im Kaisertum Österreich eine demokratische Verfassung, Presse- und Versammlungsfreiheit. Von all dem hält der junge Kaiser nichts. In den Kronländern erstarken zugleich die nationalistischen Bewegungen. Der ungarische Reichstag erklärt schließlich im April 1849 seine Unabhängigkeit von Österreich und ruft die Republik aus. Franz Joseph I. will nicht zusehen, wie sein Reich zerfällt. Mit Hilfe von russischen und kroatischen Truppen lässt er den Aufstand in Ungarn niederwerfen. Die Anführer der Revolution werden verhaftet und hingerichtet.

Die Niederschlagung der Revolution in Ungarn endet mit Hinrichtungen. © Wikimedia

Ein Revolutionär wird gehenkt

János Libényi ist damals 18 Jahre alt. Er ist Militärschneider und erlebt die Niederschlagung des ungarischen Aufstands hautnah. Die Hinrichtungen empören ihn. Libényi zieht nach Wien und hält sich als Schneidergeselle über Wasser. Er schließt sich dem revolutionären Untergrund an und schmiedet einen Plan: Franz Joseph I. muss sterben. Populär ist der Kaiser damals auch in Wien nicht, denn auch hier hat er die Revolution niedergeschlagen und Ansätze zur Demokratie beseitigt. Aber das gescheiterte Attentat hilft seiner Beliebtheit auf die Sprünge. Der Bruder des Kaisers freut sich über den guten Ausgang. Er ruft die Bevölkerung zu Spenden auf: „zum Dank für die Errettung Seiner Majestät“. Mit dem Geld soll eine neue Kirche in Wien errichtet werden: 
1856 beginnt der Bau der Votivkirche.

In Padua erfährt ein italienischer Gelehrter von den Ereignissen in Wien. Er ist schockiert und schickt dem Kaiser als Zeichen „innigster Theilnahme an der glücklichen Wiedergenesung“ ein Geschenk: eine einzigartige Sammlung von über hundert gut erhaltenen fossilen Fischen. Die Fundstelle der Fische liegt in Italien und beschäftigt die Naturwissenschaften bis heute: Über 300 Fischarten geben Aufschluss über evolutionäre Fragen. Ein Teil der Fossilien ist heute im Naturhistorischen Museum ausgestellt.

Das Geschenk zur „Wiedergenesung“ des Kaisers: Eine Sammlung fossiler Fische aus Italien. © Wikimedia
Zeitstrahl 1853 © wasbishergeschah.at

Weiterführend:

Thomas Hofmann/Mathias Harzhauser, Des Kaisers Blut-Fische. Steinerne Genesungswünsche nach dem Attentat auf Franz Joseph I., in: ebds. (Hg.), Wo die Wiener Mammuts grasten. Naturwissenschaftliche Entdeckungsreisen durch das heutige Wien, Wien 2016, 21–27.