18. Februar 1853, Wien: Ein ungarischer Schneider stürzt sich auf Kaiser Franz Joseph I. und stößt ihm ein Küchenmesser in den Nacken. Aber die Klinge gleitet am Kragen ab. Der Kaiser erleidet nur eine kleine Wunde unterhalb des Hinterkopfs. Seine Begleiter reagieren sofort und verhindern einen weiteren Angriff. Der Schneider wird festgenommen und wenige Tage später hingerichtet.
Im Revolutionsjahr 1848 fordern die Menschen im Kaisertum Österreich eine demokratische Verfassung, Presse- und Versammlungsfreiheit. Von all dem hält der junge Kaiser nichts. In den Kronländern erstarken zugleich die nationalistischen Bewegungen. Der ungarische Reichstag erklärt schließlich im April 1849 seine Unabhängigkeit von Österreich und ruft die Republik aus. Franz Joseph I. will nicht zusehen, wie sein Reich zerfällt. Mit Hilfe von russischen und kroatischen Truppen lässt er den Aufstand in Ungarn niederwerfen. Die Anführer der Revolution werden verhaftet und hingerichtet.
In Padua erfährt ein italienischer Gelehrter von den Ereignissen in Wien. Er ist schockiert und schickt dem Kaiser als Zeichen „innigster Theilnahme an der glücklichen Wiedergenesung“ ein Geschenk: eine einzigartige Sammlung von über hundert gut erhaltenen fossilen Fischen. Die Fundstelle der Fische liegt in Italien und beschäftigt die Naturwissenschaften bis heute: Über 300 Fischarten geben Aufschluss über evolutionäre Fragen. Ein Teil der Fossilien ist heute im Naturhistorischen Museum ausgestellt.
Thomas Hofmann/Mathias Harzhauser, Des Kaisers Blut-Fische. Steinerne Genesungswünsche nach dem Attentat auf Franz Joseph I., in: ebds. (Hg.), Wo die Wiener Mammuts grasten. Naturwissenschaftliche Entdeckungsreisen durch das heutige Wien, Wien 2016, 21–27.