Foto einer Gruppe homosexueller Häftlinge im Konzentrationslager Buchenwald mit einem rosaroten Stoffdreieck an der gestreiften Häftlingskleidung.  © Wikimedia

Hinter dem

grauen Regenbogen

Der Nationalsozialismus hat Homosexuelle eingesperrt und ermordet, nach 1945 wird ihnen die Anerkennung als Opfer verweigert. In Berlin gibt es seit 2008 ein Denkmal, das an sie erinnert – 2023 endlich auch in Wien. 

Am 7. Februar 1944 wird der Wiener Franz Doms hingerichtet. Er ist 21 Jahre alt. Ihm wird Diebstahl und Erpressung vorgeworfen, vor allem aber, dass er Sex mit Männern hatte und dafür zum Teil auch Geld genommen hat. Allein in Wien verurteilen die Nazis über 100 Männer wegen homosexueller Handlungen. Sie werden in Konzentrationslager verschleppt. Dort gibt es ein eigenes Kennzeichen für Homosexuelle. Sie müssen ein rosa Dreieck aus Stoff auf ihrer Kleidung tragen: den rosa Winkel. Nur 30 der aus Wien deportierten Männer überleben die KZ-Haft.

In den Konzentrationslagern müssen die Häftlinge unterschiedliche Erkennungszeichen tragen. Homosexuelle müssen den Stoffaufnäher „Rosa Winkel“ auf der linken Brust tragen. © Wikimedia
Die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen erhalten nach 1945 keine Entschädigung oder Unterstützung vom Staat Österreich. Im Gegenteil: Die Republik behandelt Homosexualität weiterhin als Verbrechen. Sie stützt sich dabei auf Paragrafen im Strafgesetzbuch von 1852! Sex mit Personen gleichen Geschlechts gilt als „Unzucht wider die Natur“. 
Dafür drohen bis zu fünf Jahre Haft in „schwerem Kerker“. 

Polizei und Gerichte handeln danach: Zwischen 1945 und 1971 werden über 14.000 Menschen strafrechtlich verurteilt. Sie werden für einvernehmlichen Sex eingesperrt, weil sie als Mann einen Mann oder als Frau eine Frau lieben.

Späte Anerkennung der Opfer

1971 fällt das grundsätzliche Verbot gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen, aber viele diskriminierende Bestimmungen bleiben. Und nach wie vor sieht der Staat keinen Grund, auch Homosexuelle als Opfer des Nationalsozialismus anzuerkennen. Erst 1995 erhalten die noch lebenden Verfolgten kleine Entschädigungen. Bis zur offiziellen Anerkennung als Opfer dauert es aber bis 2005 – nochmals ein ganzes Jahrzehnt. Die Anerkennung ist nicht nur symbolisch wichtig. Sie bedeutet auch, dass die Verfolgten und ihre Nachfahren endlich eine Entschädigung und eine Opferrente beantragen können.

Am 5. Juni 2023 wird am Karlsplatz in Wien eine Regenbogen-Skulptur enthüllt. Ganz in Grau erinnert das Symbol der LGBTIQ+ Bewegung an Franz Doms und alle anderen Menschen, die während des Nationalsozialismus wegen homosexueller Handlungen verfolgt, gefoltert, eingesperrt und ermordet wurden.

Zeitstrahl 1944 © wasbishergeschah.at