Berlin, Ende der 1920er-Jahre: Eine Verkäuferin ist wütend – und schreibt einen Brief an die Zeitung. Grund dafür ist der aktuelle Mode-Trend: Statt knielangem Rock und Kurzhaar-Frisur sind wieder bodenlange Kleider und komplizierte Lockenfrisuren angesagt. Als junge berufstätige Frau kann sie sich das aber nicht leisten: Der viele Stoff ist teuer und sie hat auch gar keine Zeit, um mit Lockenwicklern herumzutun. Außerdem will sie nicht über einen unpraktisch langen Rock stolpern, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit in die Straßenbahn einsteigt oder es im Geschäft eilig hat. Die Verkäuferin hat ein klares Ziel: Die Gründung eines „Vereins gegen lange Kleider“.
Sie protestiert nicht allein. Die Journalistin Vicki Baum ruft Frauen sogar zum Streik gegen die Mode auf: „Ein paarmal hunderttausend Frauen“ wünscht sie sich, die gegen die altmodischen „Kleidgespenster“ protestieren. Eine andere Journalistin sieht in der neuen Mode eine so große Gefahr, dass sie eine „Kriegserklärung“ schreibt: Die Rückkehr der „alten“ Rocklänge ist ein Anschlag gegen alle hart erkämpften Freiheiten der letzten zehn Jahre. Eine Mitkämpferin fordert: