Der Befehl zur Spatzentötung gilt nicht nur in Oberösterreich. Auch die Bewohner:innen von Niederösterreich werden zur Jagd auf die Spatzen gezwungen. In Preußen müssen die Untertanen schon seit 1744 jedes Jahr am 20. Mai Spatzenköpfe abliefern. Die abgegebenen Köpfe werden verbrannt.
Warum werden die kleinen Vögelchen verfolgt? In Kochbüchern gibt es zwar Rezepte mit Spatzen, doch satt machen sie nicht. Spatzen picken aber in den Feldern die heranreifenden Getreidekörner. Sie setzen sich auf die Halme und fressen ganze Äcker leer. Deshalb sollen sie ausgerottet werden. Die Parole lautet: Krieg gegen die Spatzen!
Im Bergland brauchen die Untertanen nicht so viele Spatzen zu jagen, denn dort gibt es weniger Felder. Es reicht, wenn die Menschen jährlich drei und nicht wie sonst fünf Spatzen abliefern. Belohnung gibt es dafür aber keine. Die Strafe für jeden zu wenig abgelieferten Spatz: Ein Kreuzer. Für dieses Geld kann man damals ein halbes Kilo Brot kaufen. Das Gesetz zur Ausrottung der Spatzen wird genau kontrolliert: Im Jahr 1750 werden in Steyr exakt 1034 tote Vögel gezählt. Sie werden in Papier verpackt, mit einem Stein zusammengebunden und in die Enns geworfen.
Die Jagd auf die Tiere nimmt enorme Ausmaße an. In Niederösterreich werden alleine im Jahr 1769 über 270.000 Spatzenköpfe abgeliefert. Und im berühmten “Kefermarkter Flügelaltar” aus Oberösterreich befinden sich heute Einschusslöcher – die wahrscheinlich von Schrotkugeln stammen, mit denen im 18. Jahrhundert auf dort nistende Vögel geschossen wurde.