Die Truppe kommt nun aber gut voran. Der Sprengmeister will das bereits entminte Gebiet abstecken. Dabei stolpert er im Gestrüpp über einen dürren Ast. Um nicht hinzufallen, macht er einen Ausfallschritt – zu weit, denn mit der Schuhspitze stößt er auf eine Sprengmine. Sie explodiert, tötet ihn und zwei seiner Mitarbeiter.
Landminen gehören zu den brutalsten Formen der Kriegsführung. Sie töten oft noch Jahrzehnte später. Sie machen Dörfer unbewohnbar, Erholungsgebiete unzugänglich und Feldarbeit lebensgefährlich. Zu den weltweit am stärksten verminten Gebieten gehört heute die Ukraine – bereits 2023 betrifft das eine Fläche, die doppelt so groß wie Österreich ist.
Mitte April 1945 hat die Rote Armee bereits Wien und den niederösterreichischen Zentralraum um St. Pölten befreit. Die nationalsozialistischen Streitkräfte ziehen sich nach Westen zu den Ausläufern des Dunkelsteinerwaldes zurück. Als sie auch hier ihre Stellungen aufgeben müssen, verminen sie den Wald und die Straße, die durch ihn führt. Militärisch ist das bereits völlig sinnlos, richtet aber nachhaltige Zerstörung an
Im August 1946 warnt eine regionale Zeitung vor den Sprengkörpern, die überall herumliegen. Der Anlass: Es hat viel geregnet und im Wald einen „Schwammerlsegen“ hervorgebracht. Auch viele Menschen aus der Stadt sind hier nun unterwegs. Sie kennen das Gebiet schlechter als die lokale Bevölkerung und sind daher besonders gefährdet. Die Pilzsuche ist damals aber kein Freizeitvergnügen, sondern die Menschen suchen verzweifelt Nahrung. Die Versorgungslage ist so schlecht, dass im Frühjahr ein Beobachter aus den USA über die Österreicher:innen festgestellt hat: Sie zählen „zu jenen Völkern der Welt, die dem Hungertod am nächsten sind“.