Die Darstellung zeigt zwei SS-Uniformen. Das Model ist jeweils ein blonder Mann mit gerötetem Gesicht. Das Model links trägt die schwarze Uniform des SS-Oberscharführers mit roter Hakenkreuzbinde. Das Model rechts trägt die Uniform des SS-Unterscharführers – ein Braunhemd mit roter Hakenkreuzbinde und eine schwarze Krawatte. Beide Models tragen schwarze Hosen, Gürtel und unterschiedliche schwarze Kappen.    © Getarchive, NS-Uniformen, 1943.

Hugo Boss –

Uniformen für Nazis

„Hugo Boss“ ist heute eine beliebte Modemarke. Im Nationalsozialismus stellt das Unternehmen Uniformen für Hitlerjugend, SA und SS her. Zwangsarbeiter:innen werden bei „Boss“ von ihren Vorgesetzten misshandelt.

An den Nähmaschinen von „Hugo Boss“ sitzen ab 1940 Zwangsarbeiterinnen aus Polen. Ein Vorarbeiter hat es auf sie besonders abgesehen: Verletzt sich eine Näherin, lässt er sie liegen und sorgt dafür, dass niemand sie verarztet.

Eine der Näherinnen ist schließlich so verzweifelt, dass sie Stecknadeln schluckt, um sich das Leben zu nehmen. Das alles beobachtet die Arbeiterin Edith Poller – und erträgt es nicht. Sie beschwert sich bei den Vorgesetzten über die Misshandlungen. Doch die helfen nicht. Stattdessen drohen sie ihr mit der Einweisung ins KZ.

Während des Krieges müssen Zwangsarbeiter:innen in der Metzinger Fabrik von Hugo Boss schuften. © Wikimedia, Bundesarchiv , Bild 183-L12005, Zwangsarbeiter:innen in einer Gewehrfabrik in Polen (CC-BY-SA 3.0).
Hugo Ferdinand Boss ist der Gründer des Unternehmens und er ist Nationalsozialist. Bereits 1931 tritt er der NSDAP bei – schon zwei Jahre vor der Machtergreifung Hitlers. Das Unternehmen „Boss“ profitiert und wächst, indem es Aufträge für die NSDAP annimmt. „Boss“ stellt damals Braunhemden und andere Kleidung für die Nationalsozialisten her.
Das Unternehmen macht sogar Werbung damit, dass es bereits „seit 1924“ die NSDAP mit Uniformen versorgt – also schon lange, bevor die Partei überhaupt an die Macht kommt.

Hugo Ferdinand Boss ist Gründer des Unternehmens „Hugo Boss“ und bereits 1931 Parteimitglied der NSDAP. © Wikimedia, Hugo Ferdinand Boss, 1933.
„Hugo Boss“ wirbt sogar damit, „Lieferfirma für N. S. D. A. P. Uniformen seit 1924“ zu sein. © Wikimedia, Werbung für das Aussteuer- und Bekleidungshaus „Boss“, ca. 1934.

Während des Zweiten Weltkrieges müssen Zwangsarbeiter:innen für „Boss“ arbeiten. In der Fabrik werden sie von sadistischen Vorgesetzten schikaniert. Als die Zwangsarbeiterin Maria Klima Jahrzehnte später zu ihren Erfahrungen bei „Hugo Boss“ befragt wird, antwortet sie mit Gegenfragen: „Haben Sie jemals auf einem Bett geschlafen, auf das es geschneit hat? Wurden Sie jemals geschlagen, wenn Sie etwas zu essen vom Boden aufgehoben haben?“ Auch Hugo Ferdinand Boss weiß von der Misshandlung der Zwangsarbeiter:innen – und tut nichts dagegen.

Nach dem Krieg wird Hugo Ferdinand Boss als NS-Täter der Stufe „belastet“ eingestuft. Ein zweites Verfahren ordnet ihn aber nur mehr als „Mitläufer“ ein. Er kommt mit einer Geldstrafe davon. In den 1990ern lässt das Unternehmen zwar seine NS-Vergangenheit durch eine Historikerin erforschen. Doch als die Ergebnisse vorliegen, will „Hugo Boss“ sie nicht veröffentlichen. Erst 2011 kann ein Bericht mit der Zustimmung des Unternehmens erscheinen.

 

Anna Stärk

Zeitstrahl 1940 © wasbishergeschah.at

Weiterführend:

Roman Köster, Hugo Boss, 1924–1945. Die Geschichte einer Kleiderfabrik zwischen Weimarer Republik und „Drittem Reich“, München 2011.